20. Dezember 2018 Nichts tun, Teil 1: Die Ruhe-Atmung Michael Weigler Nichts tun will gelernt sein. Wer nachts nicht schlafen kann, hat höchstwahrscheinlich zu wenig nichts getan. Hier bringen täglich 3 x 2 Minuten schon sehr viel, probieren Sie es in dieser kleinen Anleitung zur Faulheit aus. Kennen Sie das: Kaum legt man sich schlafen, werden die Gedanken wach. Ein Zeichen dafür, dass man am Tag zu wenig Zeit hatte, den Gedanken nachzugehen, sich selbst zuzuhören. Und jetzt ist man kaum in der Lage freundlich zu seinen Gedankenschleifen zu sagen: Ach, ihr meint es gut, ja, ihr habt ja recht, das könnte ich morgen noch erledigen und danke, daran denke ich gerne! Und jetzt höre ich euch noch ca. 10 Minuten zu, nachdem ich heute so wenig Achtsamkeit für euch hatte, und wenn es euch nichts ausmacht, schlafe ich dann, ihr könnt ruhig weiterdenken, morgen bin ich wieder für euch da. Nichts davon. Meist versucht man sich mit: Ich muss jetzt schlafen, sonst bin ich morgen nicht fit, man will die Gedanken stoppen durch ärgerliches Verscheuchen, das ist ähnlich sinnvoll, wie zu einem Kind zu sagen: Hör jetzt endlich auf zu weinen! Also, was hätten wir statt dessen für Möglichkeiten? Die Ruhe-Atmung: Egal wann und wo, ob im Straßenverkehr oder im Kundenkontakt oder im entspannten Meditieren, diese Übung hilft sofort, auszusteigen aus Stress- und Ärgerschlaufen. Beim Einatmen die Silbe RU- denken. Und beim Ausatmen die Silbe -HE. Ru-he. So 5 – 6 Atemzüge wären ideal. Es kann sein, dass Ihre Gedanken dann erst einmal laut werden. Lassen Sie sie. Das darf sein. Sie bleiben weiterhin bei der RU-HE – egal, was gerade innen oder außen geschieht. Manchmal empfiehlt sich vorab eine kurze Abklärung: Kann oder sollte ich etwas tun, etwas verändern? Wenn ich zum Beispiel wieder im Zug die Nachricht erhalte, dass der Anschluss nicht wartet, dann überlege ich kurz, wen ich informieren muss, ob es andere Möglichkeiten gibt, und wenn nicht: RU-HE. Noch kein Zug ist pünktlich gekommen, weil ich mich ärgere, noch kein Mensch freundlicher. Also bleibe ich in der Ru-he Atmung, manchmal hilft es mir, um meine Konzentration zu schulen, das Wort Ru-he gedanklich zu schreiben. Achten Sie, wie sich Ihre Atmung verändert, wie lange die Atempausen nach dem Ausatmen werden. Um so länger, um so ruhiger wird ihr Organismus. Und erst aus dieser Ruhe erwächst alles Tun. Das Ziel dieser Übung ist nicht, die Erleuchtung zu erlangen. Man könnte dies billigend in Kauf nehmen, sondern vielmehr, den Gedanken einen Raum zu geben, in Ruhe zu sein, da sein zu dürfen. Alles, was man weg haben will, bleibt. Kein Gedankenkrieg mehr. Sondern: Ruhe.