24. März 2019 Wertschätzungs Trilogie Wenn man genau hinhört, hat Wert Schätzung einen Beiklang. Es schwingt etwas abschätzendes, ein kleiner Anklang an Handelsgeschäfte mit. Und dennoch: Wertschätzung hat die Leadership, es ist DAS Bedürfnis aller Bedürfnisse. Die Bücherregale stehen voller Lobeslieder auf die Anerkennung im Hinblick auf die Gesundheit, Burnoutprävention, Mitarbeiterbindung, Motivation: Wertschöpfung durch Wertschätzung… Ein Experiment Wir haben vor einigen Jahren ein Experiment in einem Pharmakonzern gemacht. Führungskräfte sollten uns, immer um 12 Uhr, schreiben, was sie an jeweils drei Mitarbeitenden schätzen. Das war am Anfang wohl nicht immer einfach für die Führungskräfte, einen kurzen Moment inne halten und zu überlegen: Welche Schönheit im Handeln und Denken, welche Fähigkeit, welches Verhalten, welches „Muster des Gelingens“ trägt dieser Mensch in mein Team? Allein in diesem Moment, des wertschätzenden Hindenkens verändert sich bereits der neuronale und biochemische Stoffwechsel, es ist eine sehr empfehlenswerte Meditation. Und sie hatte eine Auswirkung, die uns alle überrascht hat: Der Krankenstand in dieser Abteilung ist um 37,6 % innerhalb von 6 Monaten gesunken. Aus all den Jahren, in denen ich Unternehmen begleite, weiß ich eines sicher: Menschen wollen gesehen und gehört werden. Wollen ihre Ideen, ihre Kritik, ihre Grenzen anerkannt wissen. Gestern sagte eine Frau im Vortrag: „Wenn ich meinem Chef sage, dass ich gerne ruhig angesprochen würde, dann feuert er mich“. So verliert man Mitarbeiter. Und meist gehen die Guten. Deshalb möchte ich eine tägliche Wertschätzungstrilogie empfehlen: Was mag ich an mir? Was ist mir heute geglückt? Was erfüllt mich mit Wohlgefallen, wenn ich an mein Kind, meinen Partner, Kollegen oder Freunde denke? Und, die größte Herausforderung: Was mag ich an den Menschen, die ich nicht mag? Wenn Sie das können, sind sie sicher kurz vor der Erleuchtung… Was können diese Menschen, was ich nicht mal können mag? (Lügen, Faul sein, betrügen, egoistisch sein…zum Beispiel). Und was könnte ich daran lernen? Bewundern Sie werden merken, etwas ändert sich. Nicht der Andere. Sondern mein Blick auf den Anderen. Auf die Idee zur Wertschätzungstrilogie bin ich durch meinen Sohn Marlon gekommen. Er hat, jeden Abend vor dem Einschlafen, mich gefragt: Mama, was hast du alles lieb an mir? Und was noch? Und was noch? Und manchmal, schlafmüde, fiel mir nichts mehr ein. Da habe ich, den lieben langen Tag gesammelt, was mich erfreut an diesem kleinen Menschen. Was das Wunder ist. Was man manchmal einfach, alltagstaub, vergisst zu bewundern. Und nach zwei Wochen hatte ich ein anderes Kind… Über die Wichtigkeit der „Muster des Gelingens“ werde ich an anderer Stelle noch schreiben. Eines nur noch hier: Immer, wenn jemand etwas wertschätzendes zu mir sagt, sagt er etwas über sich, mehr als über mich. Er zeigt mir, was er mag, wo seine Türen offen sind. Hören Sie bitte in Wertschätzung und Kritik mehr etwas über Ihr Gegenüber, sie bekommen ein „Benutzerhandbuch“ gratis dadurch.