Übung 2: Tag der Frage

Lazy Leadership bedeutet auch, weniger Aktionismus. Mehr Eigenverantwortung, Intelligenz einladen und abholen. Das Handwerkszeug hierzu sind die Fragen.

Übung Nummer 2: Fragen 
Ein Beispiel, ausgehend von Übung 1: Ein Mitarbeiter sagt: „Warum muss immer ich das machen“. Zuhören: Habe ich richtig verstanden, Sie fragen, warum immer Sie das machen müssen.
Warten.

Konkrete und lösungsorientierte Fragen wie z.B.

  • Wer sollte das aus Ihrer Sicht machen?
  • Was genau schlagen Sie vor?
  • Was genau meinen Sie mit „immer“?
  • Fühlen Sie sich ungerecht behandelt?
  • Was bräuchten Sie, um es machen zu können?….

Übung 2 wäre also: Fragen statt Machen.

  • Bitte achten Sie darauf, in die Lösung hineinzufragen. Also nicht: „Warum wollen Sie das nicht machen“ – sondern: „Was brauchen Sie, um es machen zu können?“.
  • Fragen Sie vor allem Gemeinplätze wie „immer“, „Alle“, „nie“, „weniger“ und „irgendwie“ mit einem „Was/wie/wer/wo/wann genau“ ab.
  • Beleidigen Sie bitte nicht die Intelligenz Ihres Gegenübers: „Bist du auch der Ansicht, dass es hier gerecht zugehen sollte…?“ Also keine rhetorischen Fragen stellen, sondern ehrlich nach den Beweggründen, Bedürfnissen und Lösungsideen fragen. Die meisten Leute wissen genau, was Sie möchten, sprechen es nur in anderen, ärgerlichen oder abwertenden Worten aus, hier kann man gute Übersetzungsarbeit durch Fragen leisten…
  • Wer hier weitergehen möchte und sich in der Kunst der Frage noch verbessern möchte, dem seien die Systemischen Fragetechniken sehr ans Herz gelegt. Gerne sende ich Ihnen hier eine Liste mit Literaturempfehlungen oder Übungsmaterialien zu.

Eine kleine Geschichte über die Kunst der Frage:

Ein Mann kommt an einen Palast und fragt den Wärter, ob er durch dieses Tor eintreten darf. Der Wärter sagt „Nein“. Der Mann kommt jeden Tag seines Lebens wieder. Immer erhält er ein Nein. Kurz vor seinem Tod kommt der Mann wieder an den Palast und fragt ein letztes Mal, ob er durch dieses Tor eintreten dürfe. Und der Wärter sagt abermals „Nein“. Und zum erstenmal kommt dem Mann die Idee zu fragen: „Warum?“. Worauf der Wärter antwortet: „Weil dieses Tor nicht zu öffnen ist, das Tor daneben ist und war immer geöffnet“.

So versucht man es manchmal sein Leben und donnert mit viel Ärger gegen immer die gleiche Tür, statt herauszufinden, wo die Türe angelehnt oder vielleicht sogar geöffnet wäre. Und bitte, geben Sie gerade diese Mitarbeiter nicht auf, die schon sagen: „Ich arbeite hier nur noch für die Rente“… Manchmal sind Fragen die Türöffner, und wir erfahren manchmal einiges, war wir vielleicht gar nicht hören wollen…