In die Schweiz schauen

Aristoteles schreibt: Wir arbeiten, um Muse zu haben.
Ist das so? Gehören Sie zu den Menschen, die am Feierabend noch Kraft haben, zu feiern? Wer nicht schlafen kann, hat zu wenig Pausen gemacht. Lesen Sie in diesem Artikel über die kleinste und feinster aller Pausen: In die Schweiz schauen. Löcher in die Luft schauen, ohne bestimmte Absicht oder besondere Erkenntnisse. Einfach schauen.

Otium: Die Schau
Manchmal sitzt man einfach da, und guckt. Wenn man das Glück hat, eine behutsame Umgebung zu haben, dann stört niemand diesen Moment der Schau. Manch einer müht sich ab, in der Meditation diese Gedankenleere zu erreichen – und hier ist er so einfach. Man muss nichts tun, einfach nur sitzen.  Dieser Beitrag soll eine Ermutigung sein, wieder an Ihre Schweiz zu schauen, wo und wie die auch immer sein mag. In dieser würdevollen Muse regeneriert unser Gehirn, verankert Wissen, entrümpelt, heilt stressverletzte Neuronen.

Am besten alle 2 Stunden mal kurz vor sich hingucken. Man kann auf einen Baum schauen, wenn vorhanden. Man könnte auch, die Hände auf der Tastatur, Richtung Bildschirm gedankenleer hinschummern, von außen schaut das äußerst konzentriert aus und schon wenige Sekunden tun so gut.

Man könnte auch Wolken nachschauen, einer Musik zuhören, warten, bis der Regenwurm wieder in der Erde ist, oder man sitzt einfach nur da und tut nichts. Selten war etwas Gutes für sich zu tun so einfach.
Übungsroutine entwickeln
Den Blick in die innere Ferne schweifen lassen. Abwarten, welche Gedanken sich abzeichnen. Idealerweise alle 2 Stunden für 3 Minuten. Oder zu festen Zeiten: Immer, wenn ein Kunde mein Büro verlassen hat, immer, wenn ich den Hörer auflege oder andere Immers. Das sollte 20 x wiederholt werden, bis es so selbstverständliche Routine geworden ist, wie Zähneputzen.

Tun durch Nichts-Tun

Erst seit dem 16. Jahrhundert wurde der Müßiggang aller Laster Anfang. Faulheit, Spaß und Spiel standen in der protestantischen Weltsicht der Produktivität entgegen – doch heute wissen wir, dass gerade dadurch erst Leistung entstehen kann!

Im Altertum war der Begriff „Die Schau“ ein Bild dafür, dass man das Wesentliche erfasst hat, bis auf den Grund. (OTIUM…)  Es ist ein Bild dafür, dass das Wesentliche sich zeigt, wenn man Zeit hat, zu schauen. Man schaut also mit einem leicht abwesenden Blick auf das Ganze, ohne etwas zu wollen oder zu meinen, und dann, schwupps, zeigt es sich (manchmal) von ganz allein.. Das ist im Coaching so, in der Führung, in der Reflexion oder beim in die Schweiz schauen.

Ist es nicht spannend, dass „NEGOTIUM“ soviel bedeutet wie: Arbeit, Beschäftigung und „OTIUM“ als Gegensatz verstanden wird: Muße, Ruhe, Besinnung… Und wäre es nicht an der Zeit, beides miteinander zu verbinden?

Die Initiative zur Rehabilitierung von Muße und Müßiggang (Otium – Bremen) hat hier ganz wunderbare Texte und Einsichten zum Thema gesammelt!