Ikonenwand anonymer Heiliger

Es gibt so viele Menschen, die, beinahe unbemerkt, Gutes tun. Ob es für einen Menschen oder das Weltenrund ist, hier ist meine persönliche Sammlung:

Eine Frau, die einen 91 jährigen Nachbarn, der aus der Klinik ohne Nachsorge (!) und mit voller Windel entlassen wurde, duscht, pflegt und letzlich sogar dafür sorgt, dass er professionelle Pflege erhält.

Ein Mann, der der 7 köpfigen syrischen Familie, die in seinem Nachbarhaus ohne Heizung untergebracht wurde, zuerst Decken bringt, dann sie zu den Ämtern begleitet, dafür sorgt, dass die Kinder eingeschult werden. Wer schon mal einen geflohenen Menschen begleitet hat, der weiß, dass der Umgang der Behörden mit diesen Menschen manchmal einigen Langmut erfordert.

Meine Heldin des Alltags war eine Frau, die den Mut hatte, in der Teamsitzung das anzusprechen, wovon viele schon lange nichts mehr wissen wollen.

Ein Mann heiratet eine Anwältin. Er prozessiert so lange, bis seine Frau das Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn verliert. Das Kind kommt in eine Pflegefamilie, in der es geschlagen wird. Das Jugendamt interveniert nicht. Niemand hilft. Ein Freund der Frau, der sich sehr eingesetzt hat, weint Jahre später, dass er so wenig hat helfen können. Diese Tränen waren Heilung.

Diese kleine Ikonenwand werde ich nach und nach ergänzen. Und vielleicht wieder das Buch von Jannis Ritsos lesen, dem es gelungen ist, sogar in Gefangenschaft die versöhnliche Schönheit des Lebens zu sehen. Ein Meisterwerk, wie ich finde.