19. Juni 2019 I look at the clouds from both sides now Ein treffliches Bild über Perspektivwechsel hat gestern ein Teilnehmer erzählt: Von unten schauen Gewitterwolken recht gefährlich aus – aus dem Flugzeug von oben betrachtet, sind sie wunderschön. Wenn man das nur in Betracht zöge: Es ist meist nicht das Phänomen, an sich, was ärgert, stresst oder ängstigt. Es ist der Blickwinkel, die Geschichte, die wir draus machen. Etwas geschieht, zum Beispiel, der Professor grüßt die Sekretärin nicht. Aha, er ist unhöflich, man denkt hier nur in Hierarchien, usw. Automatisch kreiert und verwirft unser Gehirn Geschichten und Bewertungen, und in Windeseile macht der Körper mobil – um besser töten zu können oder abzuhauen. Ärger ist Mobilmachung, das eigene Leben durch Körperkraft zu sichern. Aber auch ein wertvoller Indikator: Etwas ist nicht so, wie es sein sollte. Wenn man nur in Betracht zöge: Jetzt wäre es Zeit, mit Güte und Großhirn zu agieren, statt mit Groll davon zu gehen. Aha, er grüßt mich nicht. Hat er mich wahrgenommen? Möchte ich ihn bitten, mich in Zukunft zu grüßen? Habe ich den Mut? Ist es wirklich so, dass hier nur entlang des Hierarchiehorizonts gegrüßt wird? Kann ich gelassen bleiben, auch wenn mein Wert, Höflichkeit, hier nicht entsprochen wird? Kann ich fragen: Liebe Frau Professor, lieber Herr Professor, gibt es einen guten Grund, warum Sie mich nicht zurückgrüßen? Ich werde so gerne gegrüßt. Oder was kann ich sonst noch tun, statt ärgerlich davon zu grollen? Es könnte einfach sein. Ich lerne hier immer mehr. Zum Beispiel von meinem Mann. Immer, wenn mich etwas ärgert und ich dann seine Seite erfahre, löst sich blitzschnell der Ärger auf und ich habe klare Sicht in seinen Himmel, er hat immer gute Gründe… So, ich hoffe und wünsche Ihnen, dass Sie die verschiedenen Sichtweisen, verstellenden Winkel der Bewertungen und Abwertungen, Soll’s und Dont’s im freundlichen Blick haben. „Ich habe in meinem Leben schreckliche Dinge durchgemacht, von denen einige sogar tatsächlich passiert sind.“ Marc Twain Oder ein anderes inspirierendes Zitat: Die Umwelt, wie wir sie wahrnehmen, ist unsere Erfindung Heinz von Förster, Kybernetiker