Der Rest ist Schweigen?

Eine Mitarbeiterin sagt, dass wenn sie Führungskraft wäre, es hier keine Neger auf der Station des Seniorenheims geben würde.

Diese zwei Leerzeilen stehen stellvertretend für die Sprachlosigkeit, die einen angesichts dieser Äußerung erst einmal befällt. Ist es schon so weit, dass rechtsradikale, rassistische Äußerungen in einem Unternehmen selbstbewusst gesagt werden können? Zwei Mitarbeiterinnen wollten in meinem Konfliktmanagement-Seminar erst einmal gar nicht diesen Konflikt äußern, weil sie befürchtet hatten, als Ratschlag zu erhalten, sich erst einmal zu beruhigen, das konsensorientierte Gespräch zu suchen…

Sicher wäre es wichtig, alles dafür zu tun, die Mitarbeiterin, die solche Positionen lautstark auch gegenüber den Bewohnern vertritt, wieder ins “Rudel” zu integrieren, ihr zu helfen, sich wieder gemäß den Grundsätzen einer Demokratie und der Leitlinie des Unternehmens zu verhalten.Die Würde des Menschen ist unantastbar, das gilt für beide Seiten.
Und ebenso sicher ist: Das ist ein Führungsthema. Wenn dies nur untereinander auf der Ebene der Mitarbeitenden kommuniziert wird, reicht das nicht. Der Schaden für das Unternehmen, wenn solche Äußerungen publik werden ist Eines. Der Schmerz für manchen der Bewohner, der noch zu Zeiten des 3. Reiches gelitten haben mag, ein Anderer. Und die Empörung der Mitarbeitenden, die sich darüber empören, und vielleicht gerade dadurch Öl ins Feuer der AfD nahen Opferpolemik gießen, braucht ebenso Schutz. Der Führungskraft.

Ich merke: Ich bin den Menschen dankbar, die sich darüber empören, die um eine Haltung ringen und die NICHT SCHWEIGEN. Ich könnte hier keinen Rat geben, außer: miteinander zu sprechen, eine Teamsupervision zu dem Thema machen, Einzelgespräche der Führungskraft mit der Mitarbeitenden unter Hinweis auf die Unternehmensleitlinien mit klaren Vorgaben, ab wann abgemahnt wird, bis zur Überlegung rechtlicher Konsequenzen (siehe https://www.zeit.de/karriere/beruf/2015-08/arbeitsrecht-rechtsradikal-meinung-kuendigung)

Das Bild, welches ich für diesen Beitrag gewählt habe, ist der Asche-See bei Ausschwitz von dem Fotografen Michael Weigler.