Ardens sed virens

Brecht schrieb seiner Geliebten Ruth Berlau: Herrlich, wer im heißen Feuer nicht zur kalten Asche kehrt. Wisse Freund, du bist mir teuer brennend, aber nicht verzehrt. Zeit also, etwas zur inneren Warmhaltung zu tun…

Grüße aus Bullerbü
In den Seminaren sehe ich manchmal Menschen mit verschränkten Armen, einen ironischen Witz auf den Lippen, T-Shirts mit “lustigen” Sprüchen über den ganzen Irrsinn hier und einer tief sitzenden Verhärtung, soviel schon probiert, soviel schon angesprochen, so oft schon sich aufgeregt. Und da komme ich mit Einfühlung, VW-Regeln und all sowas. Jetzt müsst ich mich entscheiden, auf welcher Seite ich stehe, wenn ich denn auf einer Seite stehen würde. Gegen “die da oben”, für “wir Kleinen verlieren ja sowieso”. Es ist ja auch schwer zu verstehen, warum seit der Optimierung 26 Kollegen gekündigt haben und 5 der besten Kunden weg sind, aber weiter munter optimiert wird. Es ist schwer zu verstehen, warum der, der Wahrheiten ausgesprochen hat, jetzt weg ist. Und dabei innerlich weich zu bleiben, gütig, wie wenn man den Regen beobachtet, der regnet, egal, wie ich ihn beschreibe – das ist schon was. Es ist eine traurige Freude, all die Sinnlosigkeiten zu beschreiben, das Wehren oder vergebliche Einbringen – wage es nicht, Trainerchen, hier andere Sichtweisen aufzuziehen. Ich sehe die graue Haut, die Müdigkeit der schlaflosen Nächte, die hastigen Gespräche in der Raucherecke haben Spuren hinterlassen. So kippen wir hin und her zwischen Apathie, Antipathie, Sympathie und der Empathie, als einzigen Ort der Gelassenheit. Es ist anders, als ich es gerne hätte, das ja. Ein Teil unserer Seelen ist wohl noch in Bullerbü, in einem Traum von einem gerechten, gütigen und freundlichen Miteinander. Ein Blick in die Tageszeitungen oder Geschichtsbücher erzählt eine andere Sprache. Es gibt wohl nichts, was sich Menschen nicht gegenseitig angetan haben. Und Ruth Berlau ist tatsächlich später in ihrem Bett verbrannt.

Ikonenwand anonymer Heiliger
Und es gibt wohl genau so viel Schönheiten im Tun oder Denken, die kaum berichtet werden. Hat nicht Jannis Ritsos die Ikonenwand anonymer Heiliger beschrieben? Das wäre eine feine Übung im inneren Aufwärmen: All die Gesten, Worte voll Anstand oder Wärme, Schönheiten und freundlichen Räume aufzuschreiben. Eine Sammlung der Schönheit sozusagen.

So sollen diese Zeilen ein kleiner Muntermacher sein, halte durch, in all dem was ist. Das andere ist auch.