All Ein Sein

Es ist fantastisch. Mit Lesen dieser kleiner Zeilen erhalten Sie 1 Stunde pro Tag täglich zur freien Verfügung. Was würden Sie damit machen? Ein kleiner Beitrag über Leere, Langeweile, süßes All-ein-sein und Vernachlässigungsmanagement.

Manchmal frage ich die Teilnehmenden, was sie in dieser heiligen Zeit wohl machen würden. Eine Führungskraft sagte mal: Wenn ich mir diese Stunde nehmen würde, ich wüsste nichts mit mir anzufangen. Wenn ich aber im Büro mir eine Extra-Stunde gönne, dann kann ich schon ordentlich was wegschaffen.

Hm. Genau das ist es. Dieses Nichtsmehrmitsichanfangen können, das ist eigentlich bereits ein sicheres Zeichen für eine stressbedingte Erschöpfung. Nicht zu verwechseln mit der süßen Langeweile in Kindheitstagen. Kennen Sie das noch? Wann war es Ihnen zum letzten Mal so richtig laangweilig….? Das ist der Vorhof des schöpferischen Seins, man könnte das schön bei den Kindern beobachten, wenn nicht die Medien, Sie wissen schon..

Aber noch einmal zurück zu der Langeweile. Manchmal holt der Körper sich das in Form einer feinen Erkältung, meist erst einmal im Urlaub. Wir sind Pausenwesen. Wer sich zu wenig schöpferische Langeweile gegönnt hat, Muße, Alleinsein – der wird vom Körperchen sanft daran erinnert: Bleib liegen, bis ich nachgekommen bin…

Deshalb ist die kleine und wunderbare Übung “Heilige Zeit” so wirksam:
Wenn man zum Beispiel noch schlafwarm im Bettchen liegt, sich träge fragen: Wem oder was schenke ich heute meine Zeit? Angenommen, ich hätte Zeit (Frohe Botschaft des heutigen Tages, wir haben sie. Jeden Tag 24 Stunden. Aber dazu in einem anderen Beitrag mehr), also angenommen, ich wäre in Zeithoheit, hätte plenty of nothing, hätte auch nur einen Fitzelmoment, wem oder was würde ich diese Zeit schenken?

Und bitte, schreiben Sie sich diese Heilige Zeit in Ihren Kalender, nicht nur die To-Dos, sondern auch die Tu Du’s und vor allem: Die MMs, die MußeMomente. Dann steht im Kalender z.B.: Donnerstag, 17 – 19 Uhr MM, wenn dann jemand anruft, kann man mit Fug und  Recht sagen: Ich hab da schon einen Termin. Sonst ist doch die Woche wieder rum, und wir waren wieder nicht schwimmen, haben wieder kein Buch gelesen, von Qualitätsmomenten mit Mann, Frau oder Kind oder einem pflegenden Heilbad ganz zu schweigen.

Delegiertes Genießen
Falls das noch nicht klappen sollte: Vielleicht findet sich ja jemand, der Ihre Bücher liest, der Ihre Bilder oder CDs genießt, der Sport für Sie macht, damit Sie noch mehr und fokussiert arbeiten können. Die Kunst des Delegierten Genießens will auch geübt sein, heute kann man ja fast alles outsourcen, warum nicht also auch den Genuss. Ich biete mich hier an, für Sie essen zu gehen oder die Blumen, die Sie sich endlich mal leisten wollten, auf meinen Tisch zu stellen!

Für den Anfang würde ich eine Rhythmisierung vorschlagen:
Montags vernachlässige ich meinen Partner
Dienstags mein/meine Kinder
Mittwochs meine Arbeit
Donnerstags mein Haushalt
Freitags mich
und das Wochenende steht zur freien Vernachlässigung.

Und andersrum gehts auch:

Montags: Zeit für Mich (was ich schon lange mal tun wollte: Museum, Kosmetikerin, Wandern, Lesen, Freunde treffen, musizieren, das Rad reparieren, etc.)
Dienstags: Zeit für meinen Partner, Familie oder Freunde
Mittwochs: Besondere Zeit für und mit meinen Kindern, Enkeln oder Patenkindern
Donnerstags: Besondere Zeit für eine besonders knifflige Arbeitsaufgabe, ein Arbeitsextra
Freitags: Was in meiner äußeren Hülle, ob Wohnung, Garage, Auto, Kleiderpflege etc. bedarf des Augenmerks?

Vorausbedingung ist, dass man wieder spürt, was man eigentlich will und braucht. Und da kommen wir am Allein-Sein nicht vorbei. Dieses In sich gehen ist keine Einsamkeit, sondern die Voraussetzung dafür, auch mit anderen sein zu können. Und selbst in den vollsten Terminkalender ist für diese kleine Übung 15 Minuten pro Tag machbar.

Alles ist meine Zeit. Ich habe Zeit.

Murmeln Sie diesen Satz mal immer öfters vor sich hin (kleiner Tipp: Leise…). Das ändert schon ganz schön viel.