In Güte

Eine Teilnehmerin hat ihre Mutter angerufen. Daraufhin die Mutter: Schön, dass du auch mal wieder was von dir hören lässt!
Jetzt ist Güte gefragt.
Statt Abwehr, Vorwurf, Schuldzuweisungen- und den ganzen üblichen Kanon.

Wie wäre es mit einem: “Ja, liebes Mütterchen, hättest du gerne mehr Austausch mit mir – und hast ganz vergessen, dass du ja auch selber ein Telefon hast? Ich freu mich immer, wenn du mich anrufst, wenn es dir danach ist.” (Ist nicht spöttisch gemeint, sondern einfühlsam – mit einer sanften Einladung, auf beiden Schultern die Beziehungsgestaltung zu tragen)

Oder: Der Patient sagt zu dem behandelnden Oberarzt, der einen türkischen Namen trägt: “Waschen Sie sich erstmal, bevor Sie mich behandeln”. Da muss man schon erstmal schlucken.
Der Oberarzt aber antwortet gelassen: “Habe ich das richtig verstanden, Sie sagen, ich solle mich waschen…? (Die Pause danach ist von entscheidender Bedeutung!)… Möchten Sie sich nun von mir behandeln lassen – oder lieber gehen? Hier ist die Türe. Wenn Sie sich behandeln lassen möchten, dann erwarte ich eine Entschuldigung.

Das ist nicht nett, man schluckt nichts runter, man verwahrt sich, aber gelassen. Und gütig. Jeder macht es so gut er es halt kann, aber ich bewahre meine Würde und spreche an, was ich gerne anders hätte. Aber gelassen und gütig. Um dann wieder die Güte meiner Arbeit sichern zu können, statt meine Lebenszeit und Gesundheit durch Ärger oder Abwertung zu schwächen…